Martinskapelle Ehingen
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Martinskapelle, Ehingen

Als 1591 vor dem Ulmer Tor der Friedhof angelegt wurde, erbaute man innerhalb des Friedhofmauerrings die katholische Gottesackerkirche St. Martin, die 1987 in die Kulturdenkmalsliste aufgenommen wurde.

Eine klare Baustilzuordnung der Kapelle ist aber nicht möglich. Wahrscheinlich wegen ihrer Westgiebel prägenden Eselrückennischen wird sie in der einschlägigen Literatur der spätgotischen Bauart zugerechnet.

Wer aber das Gotteshaus betritt, ist sicher von der Raumharmonie überrascht. Trotz des flachgedeckten Schiffs hat man nicht den Eindruck, in einer spätgotischen Kirche zu sein. Bewirkt wird dies nicht in erster Linie durch die kassetierte Renaissance-Holzdecke des Chors, sondern vielmehr durch das gute Maßverhältnis, in dem Chor und Langhaus stehen –  begründet im Goldenen Schnitt, einer typischen Renaissan­ce-Konstruktionsgrundlage.

Martinskapelle Ehingen
Martinskapelle Ehingen

In den vergangenen Jahrhunderten wurden immer wieder Veränderungen an der Kirche vorgenommen, die eine Regotisierung zum Ziel hatten.

So wurde beispielsweise die Welsche Haube durch ein spitzes Heimdach ersetzt.

Bei der Renovierung 1902 wurden die beiden Melchior-Binder-Renaissance-Altäre „Mariä Verkündi­gung“ und „Mariä Krönung“ wieder in die Stadtpfarrkirche zurückgebracht, die gesamte Kirche nach einem Entwurf Prof. Kolbs ausgemalt, ein neugotischer Hochaltar und zwei neugotische Seitenaltäre mit Altarblättern, die Kolb geschaffen hatte, aufgestellt.

Schon 60 Jahre später, bei der Renovierung 1962, wurde die gesamte Ausmalung abgewaschen, die neugotischen Altäre abgebaut, alle Fensterverglasungen, einschließ­lich der beiden neuen, erst 1949 eingebauten Langhausfenster von Glasmaler Bernhardt, erneuert.

Einerseits hoffte man wohl alte Wandmalereien aus der Erbauungszeit zu finden, andererseits sollte der von Renaissance bestimmte Raum zur Geltung gebracht werden. Das überrascht, da die Verwendung roter Sandsteinplatten für Boden und neuen Altar Hauptwesensteil der Regotisierung sein sollten.

Heute nun prägen den weiten, weißgetünchten Raum mit den 12 freigelegten Apostelkreuzen aus der Erbauungs­zeit der Kapelle das hinter dem Altar freistehende Kreuz mit einem Christuskörper aus den Jahren 1520/30, der Mantelteilende hl. Martinus mit Bettler an der linken Chorbogenwand (Ende 17. Jhdt) und die zum 400-jährigen Kirchenjubiläum gestiftete Nachbildung einer gotischen Pieta an der rechten Chorbogenwand.

Der Ruhe und Geborgenheit ausstrahlenden Raum und die ansprechenden Hoffnung und Trost spendenden Skulpturen laden Besucher zum stillen Gebet ein.

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