Heute haben wir in unserer Seelsorgeeinheit den Tag der Ewigen Anbetung gefeiert. Er begann mit der Eucharistiefeier am Morgen, darauf folgten stundenweise gestaltete Anbetungen durch die einzelnen Kirchengemeinden, und am Abend durften wir den Tag mit dem eucharistischen Segen beschließen.
Dieser Tag ist eigentlich ein großes Geschenk: Wir dürfen uns versammeln um Christus, der in der Eucharistie mitten unter uns gegenwärtig ist. Er schenkt sich uns im Brot des Lebens, er lädt uns ein, bei ihm Ruhe, Kraft und Orientierung zu finden. Schon wenige Minuten in seiner Nähe können Herz und Seele stärken.
Wer dabei war, hat erfahren, wie wohltuend es sein kann, in der Stille vor dem Herrn zu verweilen. Und doch mussten wir gleichzeitig feststellen: Die Resonanz war sehr schwach. Außer in der Betstunde der Kirchengemeinde von Nasgenstadt saßen die Vorbeter fast allein vor dem ausgesetzten Allerheiligsten.
Nun ist es mir wichtig zu sagen: Viele Menschen kommen treu, wenn Eucharistie gefeiert wird. Ihnen möchte ich keinen Vorwurf machen. Und doch hat der Tag der Ewigen Anbetung seit jeher eine besondere Bedeutung. Er ist mehr als „noch ein Gottesdienst“ – er ist eine Einladung, Christus im Sakrament in der Stille zu begegnen. Vielleicht ist diese Form des Gebets mit der Zeit etwas in Vergessenheit geraten und möchte von uns neu entdeckt werden.
Manche sagen: „Wenn der Tag schon nicht in unserer eigenen Kirchengemeinde ist, sondern zentral in einer anderen, dann brauche ich auch nicht hinzugehen.“ Doch gerade darin zeigt sich Gemeinschaft. An einem zentralen Ort versammeln wir uns als ganze Seelsorgeeinheit, um zu bezeugen: Christus ist nicht nur mein persönlicher Herr, sondern der Herr der ganzen Kirche. Ihn gemeinsam anzubeten, über die eigene Pfarreigrenze hinaus, ist ein starkes Zeichen.
Die Eucharistie nennen wir „Quelle und Höhepunkt des Glaubens“. Aber Worte allein genügen nicht. Sie wollen auch gelebt werden. Wenn wir den Herrn, der sich uns im Sakrament schenkt, alleine lassen – wie glaubwürdig sind dann unsere Bekenntnisse?
Darum ist der Tag der Ewigen Anbetung für uns Einladung und Mahnung zugleich: Einladung, neu die Schönheit der stillen Anbetung zu entdecken. Und Mahnung, dass unser Glaube nicht verfallen darf, weil wir ihn nicht mehr nähren.
Christus ist da. Er wartet. Die Frage ist, ob wir ihm unsere Zeit schenken – oder ob wir ihn allein lassen. Die Antwort liegt bei uns.
Pfarrer Harald Gehrig
